Studieren in Mexiko: Das musst du wirklich wissen

Lesedauer 7 Minuten

Wer mit der ganzen Familie nach Mexiko auswandert oder dort bereits lebt, stellt sich irgendwann die Frage: Was tun, wenn die Kinder das Schulalter hinter sich lassen und ein Studium beginnen wollen? Ist es möglich, ein Studium in Mexiko aufzunehmen? Wie sind die Chancen für Ausländer? Und gibt es vielleicht sogar Universitäten mit deutschem Unterricht oder deutschsprachigen Programmen? Dieser Beitrag liefert alle Antworten – strukturiert, praxisnah und mit Fokus auf alles, was du wissen musst, wenn du oder dein Kind studieren in Mexiko willst. Im ersten Abschnitt geht es um das Universitätssystem, den Ablauf eines Studiums und die wichtigsten Standorte. Im zweiten Abschnitt folgen Fragen zu Sprachen, internationalen Studiengängen, Anrechnung von Abschlüssen, Visum, Wohnmöglichkeiten und Studiengebühren.

Studieren in Mexiko – Zentralbibliothek der UNAM mit Wandgemälde
UNAM Mexiko-Stadt – kulturelles Zentrum zum Studieren in Mexiko

Wie funktioniert das Universitätssystem in Mexiko?

Das Hochschulsystem in Mexiko ist klar strukturiert und unterscheidet sich gar nicht so sehr von dem in Europa. Es gibt staatliche und private Universitäten, technische Hochschulen, pädagogische Institute, medizinische Fakultäten, künstlerische Hochschulen sowie spezialisierte Institute für Agrarwissenschaft, Jura, Architektur oder Wirtschaft. Insgesamt existieren über 3.000 anerkannte Hochschuleinrichtungen im Land.

Die Studiendauer hängt vom gewählten Studiengang ab. Ein klassisches Licenciatura-Studium – vergleichbar mit einem deutschen Bachelor – dauert zwischen vier und fünf Jahren. Danach kann man in ein Maestría-Programm (Master) oder ein Doktorado (Promotion) wechseln. Die Studiengänge sind modular aufgebaut und beinhalten – ähnlich wie im Bologna-System – sowohl Pflicht- als auch Wahlmodule. Die Unterrichtssprache ist fast überall Spanisch, allerdings bieten einige Universitäten auch englisch- oder bilingual geführte Studiengänge an.

Die wichtigsten Abschlüsse lauten:

  • Licenciado/a – entspricht dem Bachelor of Arts oder Science
  • Maestría – Masterabschluss
  • Doctorado – Promotion (Ph.D. äquivalent)

Anerkannte Abschlüsse, insbesondere von renommierten öffentlichen Universitäten wie der UNAM oder ITESM, haben international einen guten Ruf. Viele Programme sind akkreditiert und auf internationalen Austausch ausgerichtet.

Wo kann man am besten studieren in Mexiko?

Die größten und renommiertesten Universitäten findest du in Städten wie Mexiko-Stadt, Monterrey, Guadalajara, Puebla, Querétaro, Xalapa und San Luis Potosí. Besonders beliebt und international angesehen sind:

  • UNAM (Universidad Nacional Autónoma de México) in Mexiko-Stadt Die größte Universität Lateinamerikas, mit über 350.000 Studierenden und einem breiten Angebot von Geistes- über Sozial- bis zu Naturwissenschaften. Studiengebühren sind minimal, das akademische Niveau hoch. Weitere Infos auf der offiziellen UNAM-Website.
  • ITESM (Instituto Tecnológico y de Estudios Superiores de Monterrey) Auch bekannt als Tec de Monterrey, eine der besten privaten Hochschulen Mexikos. Technisch und wirtschaftlich ausgerichtet, mit vielen Austauschprogrammen und Campussen im ganzen Land. tec.mx
  • Universidad de Guadalajara Großes öffentliches System mit modernem Campusleben, starker kultureller Ausrichtung und guter Infrastruktur für internationale Studierende.
  • Universidad de las Américas Puebla (UDLAP) Privathochschule mit starkem Fokus auf Internationalität, Kunst, Medien, BWL und Politik. Unterricht meist bilingual (Englisch/Spanisch).

Je nach Studienrichtung kann es sich lohnen, kleinere Spezialuniversitäten zu prüfen, z. B. für Landwirtschaft, Medizin oder Ingenieurwesen. Auch in Bundesstaaten wie Veracruz, Yucatán oder Oaxaca gibt es gut ausgestattete Hochschulen – allerdings mit weniger internationalem Flair.

Einen Überblick über Universitäten in Mexiko findest du auch auf topuniversities.com.

Falls du wissen möchtest, wieviel ein Grundstück in verschiedenen Regionen Mexikos kostet, findest du hier in diesem Artikel alle Informationen.

Studieren in Mexiko – Campus des Tec de Monterrey mit moderner Architektur
Tec de Monterrey – private Elitehochschule zum Studieren in Mexiko

Staatliche vs. private Universitäten

Staatliche Hochschulen wie die UNAM oder die Universität von Guadalajara sind sehr günstig, teilweise sogar kostenlos. Der Zugang ist jedoch kompetitiv, Aufnahmeprüfungen sind anspruchsvoll, und die Bewerberzahlen hoch. Dafür bieten sie ein echtes Campusleben, hervorragende Bibliotheken und sehr gute Professoren.

Private Universitäten verlangen monatliche Studiengebühren – je nach Einrichtung zwischen 4.000 und 25.000 Pesos pro Monat. Dafür sind die Zugangshürden niedriger, die Ausstattung oft moderner, und der Unterricht ist stärker auf Berufspraxis und internationale Standards ausgerichtet. Viele private Einrichtungen bieten zudem flexible Zeitmodelle, digitale Studienoptionen und duale Programme mit Unternehmen an.

Tipp: Wer auf ein bestimmtes Fach spezialisiert ist (z. B. Zahnmedizin, Architektur, Film), sollte gezielt nach spezialisierten Hochschulen suchen. Viele von ihnen haben exzellente Kontakte ins Ausland und Austauschprogramme mit Deutschland.

Gibt es deutsche Universitäten oder deutschfreundliche Programme?

Eine vollständige deutsche Universität gibt es in Mexiko nicht. Allerdings kooperieren viele mexikanische Hochschulen mit deutschen Partnerhochschulen, etwa im Rahmen von:

  • DAAD-Programmen (Deutscher Akademischer Austauschdienst)
  • Binationalen Studiengängen
  • Doppelabschlussprogrammen
  • Austauschsemestern für deutsche oder österreichische Studierende

Zahlreiche mexikanische Universitäten bieten Kurse auf Deutsch oder mit deutschem Schwerpunkt an – z. B. Germanistik, Übersetzungswissenschaft oder internationale BWL. Auch der PASCH-Netzwerkgedanke ist im Hochschulbereich präsent: Viele Lehrkräfte, die an PASCH-Schulen ausgebildet wurden, bleiben mit der deutschen Sprache verbunden und tragen sie in die Universitätswelt weiter.

Besonders das Tec de Monterrey und die Universidad de las Américas Puebla haben Kooperationen mit Hochschulen in Deutschland – teils über das DAAD Netzwerk, teils direkt. Mehr zu Studienmöglichkeiten mit deutschem Bezug findest du auf daad.de.

Wenn du mit dem Gedanken spielst, nach dem Abitur in Mexiko zu bleiben, findest du hier einen passenden Einstieg: Schule in Mexiko – Alles, was Eltern wissen müssen

Studieren in Mexiko: Sprache, Visa, Kosten, Wohnen und praktische Tipps

Im ersten Abschnitt haben wir uns angesehen, wie das Universitätssystem in Mexiko funktioniert und welche Hochschulen besonders empfehlenswert sind. Jetzt geht es um die konkreten Fragen, die Familien und Studierende vor dem Studienbeginn in Mexiko beschäftigen: In welcher Sprache wird unterrichtet? Welche Visa braucht man? Wie hoch sind die Studiengebühren? Was kostet das Leben als Student wirklich? Und wie finde ich eine Unterkunft? Hier erfährst du alles, was du wissen musst, wenn du ernsthaft planst, in Mexiko zu studieren.

In welcher Sprache wird studiert?

Die überwiegende Mehrheit aller Studiengänge an mexikanischen Hochschulen wird auf Spanisch angeboten. Wer in Mexiko studieren will, sollte daher mindestens B2-Niveau in Spanisch mitbringen. Einige Universitäten verlangen vor der Einschreibung einen offiziellen Sprachnachweis oder bieten eigene Einstufungstests an. Auch wenn man zu Beginn noch nicht fließend spricht, ist ein vorbereitender Sprachkurs dringend zu empfehlen – idealerweise vor Ort.

Gleichzeitig nimmt die Zahl der englischsprachigen Studiengänge zu. Besonders private Universitäten wie das Tec de Monterrey, die Universidad Anáhuac oder die UDLAP bieten Studienprogramme, bei denen Englisch die Hauptunterrichtssprache ist. In Bereichen wie Business, Marketing, IT, Design oder Ingenieurwesen ist das heute keine Seltenheit mehr.

Deutsch als Unterrichtssprache ist an Universitäten zwar sehr selten, aber nicht völlig ausgeschlossen. In Einzelfällen (z. B. bei Germanistik oder Austauschprogrammen) kann Deutsch im Unterricht oder bei Projekten eine Rolle spielen. Auch das Goethe-Institut Mexiko kooperiert mit einigen Hochschulen im Bereich Sprachförderung und Kulturarbeit.

Studieren in Mexiko – Hauptgebäude der Universidad de Guadalajara
Universidad de Guadalajara – eine Top-Adresse zum Studieren in Mexiko

Visum: Was brauchen ausländische Studierende?

Wer dauerhaft in Mexiko studieren möchte, braucht ein Temporäres Aufenthaltsvisum mit Studienzweck (Visa de Residente Temporal Estudiante). Dieses beantragt man bei der mexikanischen Botschaft im Heimatland. Dafür benötigt man:

  • einen gültigen Reisepass
  • eine offizielle Immatrikulationsbescheinigung der Universität
  • den Nachweis ausreichender finanzieller Mittel (ca. 500–700 USD/Monat)
  • einen ausgefüllten Visumsantrag
  • ggf. Nachweis einer Unterkunft

Nach der Einreise muss man sich innerhalb von 30 Tagen bei der migración registrieren lassen und erhält dann die Aufenthaltskarte für die Dauer des Studiums.

Weitere Details findest du im offiziellen Portal des Instituto Nacional de Migración.

Studiengebühren und Lebenshaltungskosten

Das Studieren in Mexiko kann – im Vergleich zu Europa – sowohl sehr günstig als auch ziemlich teuer sein, je nach Art der Universität:

  • Staatliche Hochschulen: fast kostenlos (zwischen 30 und 500 Pesos pro Semester)
  • Private Hochschulen: 4.000 bis über 25.000 Pesos monatlich, je nach Rang und Studiengang
  • Internationale Programme: teilweise höhere Gebühren wegen Dozenten aus dem Ausland

Hinzu kommen Kosten für Einschreibung, Materialien, Bücher, Kopien, Campusgebühren und ggf. Transport. In vielen Fällen ist auch eine Krankenversicherung über die Uni oder privat abzuschließen.

Ein realistisches monatliches Budget für Studierende liegt bei etwa:

  • Lebensmittel & Haushalt: 3.000–4.500 MXN
  • Miete (WG-Zimmer oder Studio): 3.000–7.000 MXN
  • Transport & Mobilität: 500–1.500 MXN
  • Internet, Handy & Freizeit: 1.500–3.000 MXN

Ausführlich haben wir das in unserem Beitrag Wie viel kostet das Leben in Mexiko wirklich? aufgeschlüsselt.

Wohnen: Wohnheime, WG oder eigene Wohnung?

Die meisten mexikanischen Universitäten haben keine klassischen Studentenwohnheime, wie man sie aus Deutschland kennt. Es gibt vereinzelt private „residencias estudiantiles“, vor allem in Universitätsstädten wie Puebla, Mexiko-Stadt oder Monterrey. Häufiger wohnen Studierende aber in:

  • Wohngemeinschaften (cuartos compartidos)
  • Einzimmerapartments in Campusnähe
  • vermieteten Zimmern bei Gastfamilien

Die Suche erfolgt meist über lokale Facebook-Gruppen, Uni-Plattformen oder Mundpropaganda. Airbnb ist für Kurzaufenthalte sinnvoll, aber langfristig teurer.

Gerade für ausländische Studierende empfiehlt es sich, Wohnungen in Uninähe zu suchen – aus Sicherheitsgründen und wegen des sozialen Anschlusses. Die wichtigsten Unistädte sind in der Regel gut auf internationale Studierende vorbereitet und bieten vielfältige Wohnmöglichkeiten.

Mehr zum Thema sicheres Wohnen und Standortwahl liest du hier: Sicherheit in Mexiko für Auswanderer

Studienfinanzierung, Stipendien und Nebenjobs

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Studium in Mexiko zu finanzieren:

  • Elternunterstützung oder eigenes Erspartes
  • Stipendien von der Universität (vor allem an privaten Einrichtungen möglich)
  • DAAD-Stipendien für Austauschstudierende aus Deutschland
  • Studienkredite über mexikanische Banken oder Stiftungen

Viele Universitäten bieten Stipendien für akademische Leistung, Sport oder Musik an. Diese decken teilweise bis zu 90 % der Studiengebühren. Nebenjobs sind mit dem richtigen Visum grundsätzlich erlaubt, aber eingeschränkt – v. a. auf Campusjobs, Tutorenstellen oder Werkstudententätigkeiten.

Ein mexikanisches Bankkonto ist fast immer Voraussetzung für Immatrikulation und Mietverträge. Wie das geht, erfährst du im Beitrag Bankkonto in Mexiko – so funktioniert’s

Anerkennung und Perspektiven nach dem Studium

Die Frage nach der Anerkennung eines Studiums in Mexiko hängt stark vom Studiengang und der Hochschule ab. Viele Programme – vor allem an UNAM, Tec de Monterrey, ITAM und UDLAP – sind international akkreditiert (z. B. durch AACSB, ABET, oder UNESCO-Rahmenwerke) und in Deutschland grundsätzlich anerkannt. Für eine offizielle Anerkennung in Deutschland kann eine Einzelfallprüfung durch die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB) nötig sein.

Studierende, die nach dem Abschluss in Mexiko bleiben wollen, haben Chancen im Tourismus, in der Industrie, in NGOs oder im Bildungsbereich. Besonders Deutschkenntnisse, technische Studiengänge und internationale Erfahrung sind gefragt.

Extra-Tipp: Kultur, Alltag, Übergang ins Berufsleben

Ein Studium in Mexiko bedeutet nicht nur akademische Bildung, sondern auch kulturelle Tiefe. Unis feiern traditionelle Feiertage wie Día de los Muertos, den 15. Geburtstag („Quinceañera“) oder den Día del Estudiante mit viel Enthusiasmus.

Fazit

Studieren in Mexiko ist für viele deutschsprachige Familien eine realistische, bezahlbare und lohnenswerte Option. Mit über 3.000 Hochschuleinrichtungen, einer stetig steigenden Zahl internationaler Programme und zahlreichen Kooperationen mit deutschen Universitäten bietet Mexiko eine echte Alternative zu teuren europäischen oder nordamerikanischen Studienplätzen. Ob staatliche Elitestandorte wie die UNAM oder moderne Privathochschulen wie das Tec de Monterrey – die Vielfalt ist groß, die Türen stehen offen.

Wer bereit ist, sich auf Spanisch als Unterrichtssprache einzulassen, kulturelle Unterschiede als Bereicherung zu sehen und frühzeitig alle Formalitäten wie Visum, Finanzierung und Unterkunft zu regeln, wird in Mexiko eine intensive, praxisnahe und oft persönlich bereichernde Studienzeit erleben. Besonders für Jugendliche, die bereits die Schule in Mexiko besucht haben, ist der Übergang ins lokale Hochschulsystem nicht nur machbar, sondern oft ideal.

Mit der richtigen Vorbereitung, realistischen Erwartungen und einem klaren Plan ist Studieren in Mexiko ein echter Bildungsweg mit Zukunft.

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