Google mag mich nicht

Lesedauer 4 Minuten

Es ist ein seltsames Gefühl, mit Leidenschaft zu schreiben – Themen zu recherchieren, Formulierungen zu feilen, Bilder auszuwählen – und am Ende zu sehen: Niemand liest es. Oder besser gesagt: Niemand findet es. Denn offenbar entscheidet Google, ob ein Artikel im Netz überhaupt existiert. Und bei mir lautet die Antwort anscheinend: Nein.

Ich habe in den letzten Wochen mehrere Texte auf Mexidom veröffentlicht. Mit Herzblut. Mit dem Wunsch, Leser:innen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz einen tieferen Einblick in Mexiko zu geben – fernab von Klischees. Aber egal ob ich über die faszinierende Mystik in Mexiko schreibe, über die geopolitische Sicherheit Lateinamerikas oder über den Lärm-Alltag im Vergleich zu Europa – Google zeigt es niemandem.

Google mag mich nicht – Google-Logo auf Leuchtschild vor blauem Himmel

Das ist frustrierend. Denn ich bin kein SEO-Profi. Ich bin kein Entwickler. Ich bin kein Texter, der Keywords wie Gewürze streut, nur damit irgendwas rankt. Ich bin jemand, der sich Mühe gibt, der recherchiert, der etwas zu sagen hat. Aber was bringt es, wenn Google mich einfach ignoriert?

Vielleicht habe ich etwas Technisches nicht verstanden. Vielleicht fehlt ein Eintrag in der Search Console, vielleicht ist meine Sitemap nicht lesbar – oder ich habe irgendetwas nie aktiviert, weil ich nicht wusste, dass es existiert. Ich kann nur sagen, wie es sich anfühlt: Als würde ich in einem leeren Raum schreiben, in dem Google nie vorbeischaut.

Und dieses Gefühl lässt sich in einem einzigen Satz zusammenfassen, der mich langsam mürbe macht:

Google mag mich nicht.

Wenn Sichtbarkeit nicht stattfindet

Es ist entmutigend, wenn man schreibt und schreibt – und die Welt einfach nicht reagiert. Kein Echo. Kein Ranking. Kein Besucher. Nur diese stille Erkenntnis: Google mag mich nicht. Und weil Google einen nicht mag, findet auch sonst niemand zu einem. Denn in unserer digitalisierten Welt entscheidet nicht Qualität, sondern Sichtbarkeit.

Ich habe Artikel veröffentlicht, die viel Zeit, Recherche und Sorgfalt gekostet haben. Texte über die kulturelle Tiefe Mexikos, über gesellschaftliche Parallelen zwischen Deutschland und Mexiko, über Themen, die selten angesprochen werden – zum Beispiel, warum Lärm in Mexiko ganz anders empfunden wird als in Europa. Aber was passiert, wenn niemand sie lesen kann, weil Google sie nicht in den Index lässt?

Ich habe mich gefragt: Liegt es an meiner Art zu schreiben? An der Struktur? Am Ton? Oder ist der Algorithmus einfach überfordert mit Blogs, die nicht nach Schema F funktionieren? Vielleicht ist meine Mischung aus Gesellschaftskritik, Auswanderertipps und Kulturanalysen zu widerspenstig für die maschinellen Bewertungssysteme.

Denn wie soll ein System wie Google bewerten, ob ein Text authentisch ist, wenn es nur auf Technik schaut? Auf Meta-Daten, Keyword-Dichte und Ladezeiten? Das ist, als würde man mexikanische Kultur ausschließlich nach Hotelbewertungen messen.

Ich habe dann versucht, mich in die technischen Hintergründe einzulesen. Indexierung, Crawling, Search Console, mobile First. Es war, als würde ich versuchen, in einer fremden Sprache ein System zu verstehen, das mich gar nicht sprechen lässt. Auch wenn ich über Lateinamerika als sicherste Weltregion schreibe – Google scheint sich nicht dafür zu interessieren.

Und irgendwann fängt man an, sich selbst zu hinterfragen. Ob es überhaupt Sinn macht, Zeit in etwas zu stecken, das in der digitalen Unsichtbarkeit versickert. Man beginnt zu zweifeln – nicht nur an der Technik, sondern auch an sich selbst. Vielleicht schreibe ich falsch. Vielleicht bin ich zu ehrlich. Oder zu direkt.

Aber ist es nicht gerade das, was fehlt? Echte Texte, die nicht nur Suchmaschinen gefallen wollen, sondern Menschen? Und trotzdem wird man nicht gefunden.

Google mag mich nicht. Und das nagt an etwas Tieferem: dem Gefühl, dass es nicht reicht, gut zu sein – man muss auch “richtig” sein. Richtig indexiert, richtig optimiert, richtig angepasst. Sonst bleibt man unsichtbar.

Und wenn man trotzdem weiterschreibt?

Ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, einfach aufzuhören. Denn was bringt es, Texte zu schreiben, die niemand liest? Ich könnte meine Energie in andere Dinge stecken – in Projekte vor Ort, in Gärten, in Gespräche. Es wäre naheliegend, den Laptop zuzuklappen und Mexidom leise einschlafen zu lassen. Denn was bringt ein Blog ohne Leser?

Aber dann kommt diese Gegenfrage: Was, wenn es genau deshalb wichtig ist weiterzumachen? Wenn gerade das Schweigen der Welt der Grund ist, weiter zu sprechen? Vielleicht ist Sichtbarkeit gar nicht das wichtigste Kriterium – vielleicht ist es die Aufrichtigkeit.

Ich erinnere mich daran, warum ich Mexidom ins Leben gerufen habe: Um Dinge zu zeigen, die in klassischen Medien nicht auftauchen. Um Mexiko nicht nur als Reiseziel, sondern als lebendigen, widersprüchlichen, echten Ort zu zeigen. Um zu schreiben, was andere nicht sagen – weil es nicht klickt, nicht konform ist, nicht gefällig. Und genau deshalb ist Mexidom wichtig. Auch wenn Google mich ignoriert.

Es fühlt sich oft an wie ein digitaler Ausschluss: Wer sich nicht perfekt auskennt mit SEO, bleibt draußen. Wer nicht weiß, was Indexierung ist oder warum die eigene Sitemap „blockiert“ wird, bleibt unsichtbar. Doch es gibt Hoffnung – und Wissen. Etwa in diesem Leitfaden von Google selbst, oder auch in dieser klaren Anleitung von Ahrefs und bei SEMRush, wo erklärt wird, warum manche Seiten schlichtweg nicht in den Index aufgenommen werden – und was man tun kann.

Vielleicht werde ich mich in diese Themen einarbeiten. Vielleicht finde ich Menschen, die helfen. Oder ich bleibe einfach stur – und schreibe trotzdem weiter. Denn es gibt noch so viel, was gesagt werden muss: über Auswanderung, über Eigenständigkeit, über mexikanische Realität, über Spiritualität und Lebenssinn. Texte wie über die Mystik in Mexiko oder über die laute Differenz zwischen Mexiko und Europa sind keine SEO-Spielchen. Sie sind Ausdruck.

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