Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland: Zwei Länder, ein unerwartetes Spiegelbild

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Wenn Tacos auf Technik treffen – und Bier auf Berge

Auf den ersten Blick könnten Mexiko und Deutschland kaum unterschiedlicher sein: tropisches Lebensgefühl trifft auf Ordnung, Mezcal auf Maß, Aztekentempel auf Autobahn. Doch wer länger in Mexiko lebt oder intensiv durch das Land reist, erkennt bald: Es gibt verblüffend viele Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland – in der Natur, im Lebensstil, in der Kulinarik, im Handwerk, ja sogar in der Mentalität.

Diese Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland gehen weit über oberflächliche Eindrücke hinaus. Sie reichen von landschaftlichen Parallelen bis hin zu sozialen und kulturellen Strukturen, die sich über Kontinente hinweg ähneln. Wer also glaubt, Mexiko sei ein rein exotisches Abenteuer, irrt: Für viele Deutsche wirkt Mexiko geradezu vertraut – und genau das macht das Land für Auswanderer, Investoren und Weltenbürger so attraktiv.


Landschaften wie aus dem Schwarzwald – aber in Mexiko

Es gibt Orte in Mexiko, an denen man sich fragt: Bin ich in Bayern? In Tirol? Oder im Allgäu? Die landschaftlichen Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland sind überraschend groß – besonders in höheren Lagen und gemäßigten Klimazonen.

Waldsee in Mexiko mit Kiefernwald – starke Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland
La Marquesa bei Toluca – Diese Landschaft könnte auch in Süddeutschland liegen

Einige dieser Regionen wirken wie ein Spiegelbild des süddeutschen oder österreichischen Alpenraums:

1. Puebla – Zacatlán & Chignahuapan

Im bergigen Norden von Puebla liegt die Gegend rund um Zacatlán de las Manzanas, bekannt für Apfelplantagen, Nadelwälder, Nebel und Höhenluft. Die Architektur aus Naturstein und Schindeln wirkt wie importiert aus dem Schwarzwald. In Chignahuapan plätschert mineralreiches Thermalwasser durch die Landschaft – eingerahmt von Kiefern, Weiden und grasenden Kühen.

2. Hidalgo – Mineral del Chico & Huasca de Ocampo

Diese ehemaligen Bergbaustädte haben nicht nur europäisch inspirierte Häuser mit Giebeln und Holzbalkonen – sie liegen auch in einer märchenhaften, bewaldeten Umgebung. Mineral del Chico ist voller Tannenwälder und felsiger Höhenwege – der Harz lässt grüßen. Wer lieber Fotos sammelt: Die Nebelwälder rund um Huasca sind ein idealer Ausgangspunkt für Naturmotive mit “Deutschland-Vibes”.

3. Tlaxcala – La Malinche Nationalpark

Der erloschene Vulkan La Malinche ist von tiefgrünen Nadelwäldern umgeben, in denen Rinder und Schafe weiden. Die Luft ist frisch, die Wege wirken alpin. Besonders eindrücklich: Die Lichtspiele in den Wäldern, die mit ihren Moospolstern und Steinen Erinnerungen an bayerische Hochlagen wecken.

4. Querétaro – Pinal de Amoles & Sierra Gorda

Die Sierra Gorda ist eines der unentdecktesten Naturjuwelen Mexikos. In Pinal de Amoles fühlt man sich wie in Vorarlberg: Berghütten, Tannen, kurvige Straßen, Kühe auf der Weide. Das Klima ist mild, die Temperaturen fast mitteleuropäisch – nur die Sprache erinnert daran, dass man sich auf dem amerikanischen Kontinent befindet.

5. Veracruz – Xico & Xico Viejo

Im Herzen des Bundesstaates Veracruz, nur rund 25 Kilometer von der Hauptstadt Xalapa entfernt, liegt ein Landstrich, der deutsche Auswanderer ins Staunen versetzt: Xico und das benachbarte Xico Viejo gehören zu jenen seltenen Orten in Mexiko, die auf fast magische Weise optisch, klimatisch und atmosphärisch an Süddeutschland erinnern.

Xico ist ein offiziell ausgezeichnetes „Pueblo Mágico“, eingebettet zwischen Kaffeeplantagen, Nebelwäldern und sattgrünen Berghängen. Die Temperatur ist mild bis kühl, die Luftfeuchtigkeit hoch, und fast täglich senkt sich ein feiner Nebel auf die Dächer der kleinen Steinhäuser – ein Anblick, der eher an den Schwarzwald oder das Berner Oberland erinnert als an ein tropisches Land.

Nur ein paar Kilometer entfernt liegt Xico Viejo, ein noch urtümlicheres Dorf mit kleinen Bauernhöfen, Kuhweiden, Hühnern, Pferdekarren und hügeligen Wiesen, die so auch in Bayern oder im Salzkammergut existieren könnten. Moosbewachsene Mauern, gurgelnde Bäche, Waldstücke mit Farnen und Kiefern – es ist kein Zufall, dass viele deutschsprachige Reisende diesen Ort als heimelig und vertraut empfinden.

Die Region um Xico ist auch kulinarisch überraschend „deutsch“: Es gibt lokal gebrautes Bier, kräftige Mole-Saucen mit handwerklicher Note, Käse aus Kuh- und Ziegenmilch sowie eine spürbare Wertschätzung für landwirtschaftliche Qualität und familiäre Herstellungstraditionen.

Der spektakuläre Wasserfall „Cascada de Texolo“ rundet das Landschaftsbild ab – ein Naturschauspiel, das mit seinen dunklen Felsen, tiefgrünen Hängen und dem tosenden Wasser stark an deutsche Mittelgebirge wie den Harz oder das Elbsandsteingebirge erinnert.

Wer also glaubt, Mexiko sei durchgehend heiß, trocken oder tropisch, wird in Xico eines Besseren belehrt – hier leben Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland nicht nur in der Natur, sondern auch im alltäglichen Lebensgefühl.


Diese Regionen sind nicht nur visuell ein Déjà-vu. Auch Wetter, Flora, Fauna und landwirtschaftliche Nutzung ähneln deutschen Gegenden stark. Kühe, Schafe, Nebel, Apfelbäume, klare Bäche – das alles existiert in Mexiko, nur eben auf 2.000 Meter Höhe.

Wer mehr über lohnenswerte Regionen in Mexiko erfahren möchte, findet im Beitrag über Grundstückspreise in Mexiko konkrete Zahlen und Lebensbedingungen in ausgewählten Bundesstaaten.


Dörfer mit Fachwerk, Almhütten und deutscher DNA

Nicht nur die Natur lässt an Deutschland denken. Es gibt mexikanische Dörfer und Städte, die aussehen, als wären sie aus Europa verpflanzt worden. Manche dieser Orte haben deutsche Wurzeln, andere wurden rein mexikanisch erbaut – wirken aber wie eine architektonische Hommage an Mitteleuropa.

Mazamitla, ein Pueblo Mágico mit Fachwerk-Flair – Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland
Mazamitla in Jalisco: Kopfsteinpflaster und Balkone – wie im Schwarzwald

Real del Monte (Hidalgo)

Ursprünglich von britischen und später deutschen Bergarbeitern besiedelt, bietet Real del Monte Fachwerkhäuser, Kopfsteinpflaster, Schindeldächer und einen kühlen, nebligen Charme. Ein mexikanischer Schwarzwald, inklusive Apfelkuchen, Bier und bunten Holztüren.

Chipilo (Puebla)

Diese Siedlung wurde von italienischen Einwanderern aus Venetien gegründet, wirkt jedoch durch ihre Bauweise, ihren Dialekt und ihre Dorforganisation wie ein Mix aus Oberbayern und Südtirol. Weideflächen, Bauernhöfe, traditionelle Herstellung von Käse – alles da.

Mazamitla (Jalisco)

Oft als „die mexikanische Schweiz“ bezeichnet, bietet Mazamitla dichte Tannenwälder, rustikale Holzhütten und einen beschaulichen Ortskern mit Glockenturm. Hier steht kein Betonklotz – sondern Alpencharme mit Jalapeños.

In vielen dieser Orte finden sich deutsche Backstuben, Biergärten, Holzfassaden, Schindeldächer und Balkone mit Blumenkästen – nicht aus Folklore, sondern aus echter ländlicher Bautradition heraus.


Bier, Brot, Bräuche: Verblüffende kulinarische Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland

Wenn es um Ess- und Trinkgewohnheiten geht, wird es besonders spannend: Denn wer glaubt, dass Mexiko nur für Tequila und Tacos steht, irrt gewaltig. In Wahrheit gibt es eine tiefe kulinarische Schnittmenge mit deutschen Vorlieben – nicht zuletzt bei:

Bier

Mexiko ist nach China, den USA und Brasilien der viertgrößte Bierproduzent der Welt. Und nicht nur das: Mexiko gehört zu den Top 10 im Pro-Kopf-Bierkonsum. Marken wie Negra Modelo, Bohemia und Dos Equis sind längst internationale Aushängeschilder. Besonders in Guadalajara, Baja California und Mexiko-Stadt boomt die Craft-Beer-Szene, mit Sorten, die belgischen, deutschen oder österreichischen Stilen nachempfunden sind.

In Monterrey und Mexiko-Stadt werden regelmäßig Oktoberfeste gefeiert, teils mit Dirndl und Blasmusik – ironisch? Vielleicht. Aber auch liebevoll und überraschend originalgetreu.

Brot & Backkultur

Mexiko ist – wie Deutschland – ein Land der Panaderías. Es gibt Hunderte Brotsorten, vom klassischen Baguette bis zu dunklem Roggenbrot. In Auswandererhochburgen wie San Miguel de Allende, Ajijic oder Tepoztlán betreiben deutschsprachige Bäcker sogar echte Sauerteigbäckereien – mit Körnerbroten, Brezeln und Schwarzbrot, wie man sie aus Berlin oder Wien kennt.

Käse und Fleisch

In Regionen wie Chihuahua, Jalisco und Oaxaca gibt es jahrhundertealte Käsetraditionen – einige davon von deutschen Siedlern mitgeprägt. Mexiko ist auch ein Land der Wurstliebhaber: Longaniza, Chorizo, Jamón, Cecina – wer das mag, fühlt sich in beiden Ländern zuhause.


Musik, Handwerk und Traditionen mit deutschem Einschlag

Die Liste an Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland wird länger, je genauer man hinschaut:

Volksmusik & Polka

Was viele nicht wissen: Die beliebte Banda-Musik in Nordmexiko basiert auf europäischer Blasmusik – konkret der Polka. Diese wurde von deutschen Einwanderern eingeführt, insbesondere in den Bundesstaaten Nuevo León und Sinaloa. Heute tanzen Millionen Mexikaner zu Rhythmen, die ursprünglich aus Bayern stammen – eine kulturelle Fusion par excellence.

Handwerk & Ingenieurskunst

Sowohl Mexiko als auch Deutschland sind stolz auf ihre handwerklichen Traditionen. Vom Töpferhandwerk in Oaxaca über Textilkunst in Chiapas bis zu feinmechanischer Holzarbeit in Puebla – Qualität, Präzision und Familiendynastie spielen in beiden Ländern eine zentrale Rolle.

Und was kaum einer vermutet: Mexiko ist einer der wenigen Schwellenländer mit eigener Automobilproduktion auf deutschem Niveau. VW, Audi und BMW betreiben in Puebla und San Luis Potosí hochmoderne Werke – viele Prozesse sind mit denen in Deutschland identisch.


Kultur, Mentalität und Werte: Zwischen Ordnung und Emotion

So verschieden Mexiko und Deutschland auf der Oberfläche wirken mögen – je tiefer man eintaucht, desto deutlicher werden die Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland im Denken, Fühlen und Handeln. Viele dieser kulturellen Parallelen sind subtil, aber prägend. Sie betreffen zentrale Lebensbereiche: Familie, Arbeit, Gesellschaft und sogar den Umgang mit Zeit und Regeln.

Während Klischees gerne von “spontanen Mexikanern” und “strukturierten Deutschen” sprechen, zeigt die Realität ein differenzierteres Bild: In beiden Kulturen existiert ein hoher Respekt vor Arbeit, eine tiefe Familienbindung und eine Wertschätzung für Traditionen, Rituale und Beständigkeit.


Der Mythos von „mañana“ und die Wahrheit über Pünktlichkeit

Einer der größten Irrtümer über Mexiko betrifft die Pünktlichkeit. Zwar ist es richtig, dass soziale Verabredungen in Mexiko flexibler gehandhabt werden, doch im beruflichen Kontext herrschen klare Erwartungen an Zuverlässigkeit, Struktur und Terminwahrung. Besonders in den Bereichen Technik, Maschinenbau, Exportwirtschaft und Verwaltung wird Zeitplanung ebenso ernst genommen wie in deutschen Unternehmen.

In Fabriken von Volkswagen in Puebla oder Audi in San José Chiapa laufen Just-in-Time-Prozesse mit minimalen Toleranzen – ganz nach deutschem Vorbild. Dasselbe gilt für große Bauprojekte, öffentliche Ausschreibungen oder Bildungsinstitute. Die wachsende Mittelschicht Mexikos, besonders in urbanen Zentren wie Guadalajara oder Monterrey, lebt längst in einer Welt der Excel-Tabellen, Gantt-Charts und Projektpläne.

Wer sich mit den Werten der modernen mexikanischen Arbeitswelt befassen will, findet dazu spannende Ansätze im Artikel „Leben und Arbeiten in Mexiko“ auf Mexidom, der praxisnah zeigt, wie die Strukturen zwischen den Ländern verschmelzen.


Weitere Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland: Familiensinn und Mehrgenerationenleben

Einer der tiefsten kulturellen Berührungspunkte zwischen Mexiko und Deutschland ist der Familiensinn. In beiden Ländern spielt die Familie eine zentrale Rolle – sowohl emotional als auch ökonomisch. Was in Deutschland früher selbstverständlich war – das Zusammenleben mehrerer Generationen unter einem Dach – ist in Mexiko nach wie vor gelebter Alltag.

Gerade auf dem Land oder in kleineren Städten kümmern sich Kinder um ihre Eltern, Großeltern helfen bei der Erziehung der Enkel. Dieses generationenübergreifende Zusammenleben entspricht exakt jenem Modell, das in deutschen Dörfern bis weit ins 20. Jahrhundert hinein üblich war – und das vielerorts gerade eine Renaissance erlebt.

Diese Nähe schafft emotionale Stabilität, fördert ökonomische Effizienz und schützt vor sozialer Isolation. Es ist einer der wichtigsten kulturellen Aspekte, die Mexiko für deutschsprachige Auswanderer so vertraut machen.


Feiertage und Feste mit Sinn für Tiefe

Auch im Umgang mit Ritualen, Feiertagen und symbolischen Handlungen zeigen sich starke Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland. Beide Länder haben ein tief verwurzeltes Bedürfnis nach Sinn, Erinnerung und Form – sei es religiös, traditionell oder staatlich.

Día de los Muertos und Allerheiligen

Der weltberühmte Tag der Toten mag auf den ersten Blick bunt und exotisch wirken – doch er erfüllt denselben Zweck wie Allerheiligen in Deutschland oder Österreich: Das ehrende Gedenken an die Verstorbenen. Während man in Europa Kerzen anzündet und Gräber schmückt, werden in Mexiko Altäre mit Fotos, Blumen, Speisen und Musik gestaltet – das Ziel ist dasselbe: kulturelle Verbindung über den Tod hinaus.

Karneval, Weihnachten, Ostern

Weitere Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland sind: Beide Länder feiern Weihnachten mit Krippen, Lichterketten, Märkten und Geschenken, wobei der religiöse Charakter in Mexiko stärker betont wird. Karneval wird in beiden Ländern ausgelassen gefeiert – in Mexiko besonders in Veracruz, in Deutschland in Köln, Mainz und Düsseldorf. Auch Ostern ist in beiden Kulturen zentral: Prozessionen, Feste, Rückzug und Erneuerung.

Eine Übersicht der schönsten Feiertage und Bräuche in Mexiko bietet der Beitrag „Karneval in Mexiko“, der zeigt, wie sehr die Festkultur beider Länder emotional und strukturell verwandt ist.


Ordnungssinn, Verwaltung und Bürokratie

So sehr Deutsche gerne über ihre Bürokratie klagen – Mexiko steht dem nicht weit dahinter. Auch hier gibt es Formulare, Wartezeiten, Ämter, Siegel, Beglaubigungen und doppelte Kopien. Der Wunsch nach dokumentierter Ordnung ist tief verankert – und gerade in urbanen Gebieten wird erstaunlich viel Wert auf Papier, Regeln und Prozeduren gelegt. Aber man kann in Mexiko die Bürokratie mit Freundlichkeit und etwas Geld leicht umgehen.

Wer als Deutscher glaubt, in Mexiko auf ein informelles Chaos zu treffen, wird oft überrascht: Bei Behördenbesuchen, im Gesundheitssystem oder im Bankwesen zeigt sich ein sehr strukturierter Umgang mit Dokumenten und Abläufen. Auch die deutsche Liebe zu „Ordnung muss sein“ findet in Mexiko ihre Schwester – nur mit etwas mehr Geduld und weniger Hektik.


Handwerk und Liebe zum Detail

Deutschland ist bekannt für seine Präzision, Ingenieurskunst und handwerkliche Exzellenz. Doch auch Mexiko hat eine lebendige Handwerkstradition – besonders im ländlichen Raum. Ob feine Textilkunst in Oaxaca, Silberverarbeitung in Taxco, Leder in León oder Keramik in Puebla – überall ist Meisterschaft, Familienwissen und Qualität spürbar.

Ähnlich wie in Deutschland werden Fertigkeiten von Generation zu Generation weitergegeben, oft verbunden mit kleinen Betrieben, Werkstätten und regionalem Stolz. Die Liebe zum Detail, zur Perfektion und zur Zeitlosigkeit vereint beide Länder auf eine Weise, die selten ausgesprochen, aber oft gefühlt wird.

Mehr zu Mexikos handwerklicher Tiefe und Verbindung zur Erde findest du auf Domiversum im Artikel über Permakulturgärten – denn auch dort spiegelt sich dieses kulturelle Ethos wider.


Sprache, Höflichkeit und indirekte Kommunikation

Weitere Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland: Wer sich mit zwischenmenschlicher Kommunikation beschäftigt, wird ebenfalls Gemeinsamkeiten entdecken. Beide Kulturen pflegen eine gewisse Höflichkeit, Zurückhaltung und indirekte Ausdrucksweise, besonders im beruflichen und formellen Kontext.

In Mexiko ist es – wie in Deutschland – nicht üblich, zu direkt zu sein. Kritik wird oft durch höfliche Formulierungen entschärft, Bitten werden sanft eingebettet. Das „Könnten Sie vielleicht…“ entspricht dem mexikanischen „¿Sería posible…?“ – eine sprachliche Parallele, die den sozialen Umgang angenehmer macht.

Auch die Höflichkeitsform Sie/Usted, das förmliche Grüßen, das Abwarten, bis man angesprochen wird – all das erinnert mehr an Mitteleuropa als an viele andere lateinamerikanische Länder.


Liebe zur Natur, Gartenkultur und Selbstversorgung

Nicht nur strukturell und emotional, auch ökologisch gibt es Gemeinsamkeiten. Die Liebe zur Natur, das Wandern, das Pflegen von Gärten, das Interesse an Selbstversorgung – das alles boomt nicht nur in Deutschland, sondern auch in Mexiko.

Gerade in Zentralmexiko, Veracrúz, Oaxaca und im Hochland von Chiapas entdecken immer mehr Menschen den Wert von Gartenbau, Wildkräutern, regionalem Saatgut, Kompostierung und Permakultur. Ein Thema, das auf Domiversum regelmäßig vertieft wird, denn es zeigt: Auch der Wunsch nach nachhaltigem, selbstbestimmtem Leben eint beide Länder.


Deutsche Spuren in Mexiko: Sprache, Migration und Identität

Die Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland lassen sich nicht nur aus kulturellen Parallelen oder landschaftlichen Eindrücken erklären – sie haben auch historische Wurzeln. Denn Mexiko ist eines jener Länder, das seit Jahrhunderten Menschen aus Europa – und insbesondere aus dem deutschsprachigen Raum – aufgenommen, integriert und geprägt hat.

Diese Einflüsse sind bis heute spürbar: In Dörfern, in Wörtern, in Architektur, im Handwerk und sogar in industriellen Strukturen. Das Erbe deutscher Auswanderer lebt – teils sichtbar, teils subtil – in der mexikanischen Gesellschaft weiter.


Die große deutsche Migration nach Mexiko

Zwischen dem späten 19. Jahrhundert und dem Zweiten Weltkrieg wanderten zehntausende Deutsche nach Mexiko aus. Die Gründe waren vielfältig: wirtschaftliche Perspektiven, politische Umbrüche in Europa, religiöse Verfolgung oder Abenteuerlust. Besonders im Porfiriat (1876–1911) öffnete Mexiko seine Tore für europäische Siedler, um wirtschaftliche Modernisierung und technisches Know-how ins Land zu holen.

Diese Einwanderer gründeten Siedlungen, Schulen, Geschäfte – und brachten ihre Sprache, ihre Gebräuche und ihre Präzision mit. Besonders aktiv waren sie in Veracruz, Puebla, Mexiko-Stadt, Sinaloa, Yucatán, Oaxaca und Chihuahua.

Bis heute erinnern Familiennamen, Firmen, Stiftungen und sogar bestimmte Gebäudestrukturen an diesen kulturellen Austausch. Wer durch das historische Zentrum von Veracruz läuft, begegnet Namen wie „Schmidt“, „Bauer“ oder „Krause“. In Puebla findet man Restaurants mit deutschem Einschlag – und nicht zuletzt ist dort seit Jahrzehnten der wichtigste Volkswagen-Standort Lateinamerikas angesiedelt.


Die Mennoniten von Chihuahua

Ein besonders auffälliges Beispiel deutschsprachiger Identität in Mexiko sind die Mennoniten in Chihuahua welche zwar nicht direkt zum Thema Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland gehören, aber oft den Eindruck erwecken, als täten sie das.. Diese aus Russland eingewanderten Gruppen sprechen bis heute ein archaisches Deutsch („Plautdietsch“) und leben nach strengen religiösen Regeln.

In Städten wie Cuauhtémoc oder Nuevo Ideal (Durango) sieht man blondhaarige Männer mit Strohhüten und Latzhosen, Frauen mit langen Kleidern – ein Anblick, der mehr an 1920er-Jahre-Deutschland erinnert als an das moderne Mexiko. Und doch sind sie Teil des Landes, tief verwurzelt, produktiv in der Landwirtschaft und hoch respektiert.

Sie bringen nicht nur kulturelle Vielfalt, sondern auch ökonomische Stärke mit. Ihre Käsereien, Maschinen, Farmprodukte und Werkstätten gelten als Qualitätsgaranten – ein echtes Markenzeichen in Nordmexiko.

Mehr über alternative, autonome Lebensgemeinschaften findest du auch im Beitrag über das Vivama-Siedlungsprojekt, das ähnliche Prinzipien von Selbstversorgung und Siedlungsbau verfolgt – allerdings mit einem offeneren, modernen Ethos.


Deutsche Sprache in mexikanischen Wörtern

Es gibt auch sprachlich zahlreiche Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland – einige davon direkt übernommene Begriffe, andere über den Umweg der Wissenschaft oder Technik. Im Alltag begegnet man in Mexiko deutschen Lehnwörtern wie:

  • Bratwurst (auf Märkten in Puebla und Querétaro)
  • Kuchen (in Bäckereien mit deutschem Einfluss)
  • Volkswagen (im Sprachgebrauch oft einfach „el Vocho“ für den Käfer)
  • Kindergarten (in vielen Städten sogar als offizieller Begriff etabliert)

In technischen oder akademischen Kontexten finden sich deutsche Konzepte etwa in der Musik (Lied, Liedgut), Philosophie (Zeitgeist, Weltanschauung) oder im Ingenieurwesen (Maschine, Toleranz, DIN-Normen).

Auch in Sprachstil und Dialogkultur spürt man Gemeinsamkeiten: Mexikanisches Spanisch ist – ähnlich wie Deutsch – formell, höflich, strukturiert. Man redet sich mit “Usted” an, verwendet Konjunktive, erwartet Respekt in der Anrede. Genau dieser Stil wirkt auf viele Deutsche vertraut und angenehm.


Deutsche Institutionen und Bildungseinflüsse in Mexiko

In mehreren Städten existieren heute noch deutsche Schulen, Goethe-Institute und Kulturzentren, die über Bildung hinaus eine Brücke zwischen beiden Ländern schlagen. Besonders bekannt sind:

  • Colegio Alemán Alexander von Humboldt (CDMX)
  • Colegio Alemán de Guadalajara
  • Colegio Alemán de Puebla

Diese Schulen unterrichten nach deutschem Lehrplan, bereiten auf das Abitur vor und fördern die zweisprachige, bikulturelle Erziehung. Viele Absolventen sprechen akzentfrei Deutsch und pflegen gleichzeitig ihre mexikanische Identität – ein lebendiges Beispiel für gelebte Verbindung.

Auch die Wissenschaftskooperationen zwischen deutschen und mexikanischen Universitäten wachsen: In Bereichen wie Umwelttechnik, erneuerbare Energien, Maschinenbau oder Medizin gibt es zahlreiche Forschungsprojekte mit Förderungen durch DAAD, CONACYT und die EU.

Mehr zu technologischer Zusammenarbeit findest du auch im Artikel über Künstliche Intelligenz in der Medizin auf Domiversum – ein Feld, in dem Mexiko und Deutschland zunehmend auf Augenhöhe agieren.


Der deutsche Einfluss auf Mexikos Industrie

Neben dem kulturellen und sprachlichen Einfluss haben deutsche Unternehmen einen tiefen Abdruck in der mexikanischen Wirtschaft hinterlassen. Allen voran: Volkswagen, das seit den 1960er Jahren in Puebla produziert – bis heute mit Zehntausenden Arbeitsplätzen und einer regionalen wirtschaftlichen Sogwirkung.

Auch Audi, BMW, Bosch, Siemens, ThyssenKrupp und Bayer betreiben Werke, Vertriebszentren oder Entwicklungsbüros in Mexiko. Diese Strukturen bringen nicht nur Kapital, sondern auch deutsches Know-how, Arbeitsethik und Technologie-Transfer.

Dadurch entstehen auch in Mexiko dual ausgerichtete Ausbildungswege, wie man sie aus Deutschland kennt: Kombinationen aus Theorie und Praxis, aus Betrieb und Schule – ein Modell, das weltweit als Erfolgsformel gilt.


Die emotionale Brücke: Warum Mexiko für Deutsche so vertraut wirkt

Am Ende sind es nicht nur Fakten, die die Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland ausmachen – sondern das Gefühl. Es ist dieses intuitive Erkennen von etwas Vertrautem in der Fremde: Die Dorfstruktur. Die Liebe zur Familie. Der Respekt vor Geschichte. Die Präzision im Handwerk. Die Art zu feiern. Das gemeinsame Biertrinken am Flussufer.

In Mexiko finden viele Deutsche nicht nur ein neues Zuhause – sie entdecken auch ein zweites Ich. Ein Land, das sie spiegelt und gleichzeitig herausfordert. Das eine neue Sprache spricht, aber eine alte Verwandtschaft spürbar macht.


Fazit: Zwei Länder – zwei Kulturen – ein gemeinsamer Kern

Die Ähnlichkeiten zwischen Mexiko und Deutschland sind mehr als ein Reisezufall. Sie sind das Ergebnis von Migration, Respekt, kultureller Tiefe und geteilten Werten.

Mexiko ist nicht nur tropisch, chaotisch oder bunt – es ist auch organisiert, bedacht, traditionsreich, familiär und präzise. Umgekehrt ist Deutschland nicht nur rational und streng – es hat genau wie Mexiko eine emotionale Tiefe, ein Bedürfnis nach Verbundenheit, nach Festen, nach Sinn.

Gerade deshalb ist Mexiko für so viele Deutsche nicht einfach nur ein Auswanderungsland, sondern eine heimatliche Erweiterung – ein Ort, an dem sich Fremdheit und Vertrautheit zu einer einzigartigen Lebensqualität verbinden.

Mehr Informationen, Hintergründe und persönliche Erfahrungen findest du wie immer auf Mexidom – deinem Kompass für das Leben in Mexiko.


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