Wer heute durch Kalifornien, Arizona oder Texas fährt, erkennt die USA – aber nicht die Wurzeln dieser Orte. Was kaum jemand realisiert: Ein Großteil der USA war früher Mexiko. Und damit ist nicht nur ein kleines Grenzgebiet gemeint, sondern nahezu ein Drittel des heutigen US-Territoriums. Städte, Bundesstaaten, Kulturen und sogar wirtschaftliche Strukturen wären ohne Mexiko völlig anders. Dieser historische Zusammenhang ist weitgehend aus dem kollektiven Bewusstsein verdrängt – und genau das macht ihn so bedeutsam.
Der spanisch-mexikanische Ursprung des Westens
Bevor es die USA in ihrer heutigen Form gab, waren große Teile des Westens spanisches Kolonialgebiet. Das „Vizekönigreich Neuspanien“ reichte über weite Teile Nordamerikas. Als Mexiko 1821 seine Unabhängigkeit von Spanien erklärte, übernahm es auch diese Gebiete: Kalifornien, Nevada, Utah, Arizona, New Mexico, Texas, Teile von Colorado und Wyoming.
Die spanisch-mexikanische Besiedlung brachte nicht nur Sprache, Religion und Architektur in die Region – sie prägte auch das heutige kulturelle Erbe. Wer in San Diego, Santa Fe oder El Paso unterwegs ist, bewegt sich durch Orte, die ursprünglich mexikanisch waren. Diese Tatsache verdeutlicht auch Mexidom in einem Überblick zur kulturellen Reichweite Mexikos.
Texas: Eine Geschichte von Einwanderung, Rebellion und Annexion
In den 1820er-Jahren erlaubte Mexiko US-Amerikanern, sich im dünn besiedelten Texas niederzulassen – unter der Bedingung, dass sie Mexikaner werden und katholisch bleiben. Doch die Zahl der Siedler wuchs schnell, ebenso ihr Einfluss. Bald verweigerten viele neue Bewohner die mexikanischen Gesetze und erhoben sich 1836 gegen die Regierung. Texas erklärte sich einseitig unabhängig – ein Affront, der in die spätere Annexion durch die USA mündete.
Dieser Schritt löste 1846 den Mexikanisch-Amerikanischen Krieg aus – eine direkte Folge der Expansion der USA, die durch das Konzept des „Manifest Destiny“ ideologisch untermauert wurde. Die Vorstellung, dass die USA das Recht und die Pflicht hätten, den gesamten Kontinent zu beherrschen, war ein zentraler Antrieb für die militärische Eroberung.
Der Vertrag von Guadalupe Hidalgo: Der größte Gebietsverlust Mexikos
1848 wurde der Krieg mit dem Vertrag von Guadalupe Hidalgo beendet. Das Ergebnis: Mexiko verlor über die Hälfte seines Territoriums. Die USA erhielten:
- Kalifornien
- Nevada
- Utah
- Arizona
- New Mexico
- Teile von Colorado und Wyoming
Der Preis: 15 Millionen US-Dollar und die Übernahme mexikanischer Schulden. Eine riesige Fläche, in der heute über 80 Millionen Menschen leben, wurde zum Schnäppchenpreis amerikanisch.
Diese dramatische Verschiebung dokumentiert u. a. das US National Archives in seiner historischen Analyse mit Vertragsabschrift und Karten.
Ein Großteil der USA war früher Mexiko – und das sieht man bis heute
Ortsnamen wie Los Angeles, San Antonio, Nevada (spanisch für „verschneit“) und Colorado („der Rote“) sind direkte Hinweise auf den mexikanischen Ursprung. Die Architektur vieler Altstädte erinnert an koloniale Bauten, ebenso wie das Straßennetz, das auf spanischen Mustern basiert.

Auch wirtschaftlich hat der mexikanische Ursprung Einfluss: Viele landwirtschaftliche Praktiken, Bewässerungssysteme und Rechtsgrundlagen – etwa das „Agua derecho“ (Wasserrecht) – stammen direkt aus der mexikanischen Zeit.
Ein vertiefender Artikel über den heutigen Wert von Land in Mexiko zeigt auf Mexidom, dass der Süden noch immer unterschätzt wird, obwohl ein Großteil der USA früher auf genau solchen Grundlagen entstand.
Kalifornien: Vom mexikanischen Außenposten zur US-Wirtschaftsmacht
Kaum war Kalifornien Teil der USA, fand man 1848 bei Sutter’s Mill Gold. Der folgende Goldrausch veränderte alles: Hunderttausende Siedler strömten ins Land. Die mexikanische Bevölkerung, die sogenannten Californios, wurde binnen weniger Jahre enteignet, entrechtet und assimiliert. Kalifornien wurde Symbol des amerikanischen Erfolgs – dabei basiert seine wirtschaftliche Basis auf mexikanischem Territorium.
Der Name Kalifornien stammt aus einem spanischen Ritterroman, in dem eine Insel voller Amazonen und Gold „California“ genannt wurde. Die Entdecker übertrugen diesen Namen auf das Land – ein Mythos, der in Hollywood seinen modernen Widerhall findet.
Was wäre, wenn die USA diese Gebiete nicht hätten?
Rein geografisch würde ohne diese Gebiete etwa ein Drittel der heutigen USA fehlen. Doch es geht nicht nur um Fläche:
- Ohne Kalifornien: kein Silicon Valley, keine größte Volkswirtschaft unter den US-Bundesstaaten.
- Ohne Texas: keine Öl- und Viehindustrie in dem Maßstab.
- Ohne Arizona & Nevada: kein Las Vegas, kein Grand Canyon, kein US-Südwesten, wie wir ihn kennen.
Die USA wären kleiner, ärmer und kulturell weniger vielfältig. Ein Großteil der USA war früher Mexiko – und das bedeutet nicht nur Land, sondern auch wirtschaftliches und kulturelles Rückgrat.
Die systematische Verdrängung der mexikanischen Geschichte
In vielen US-Geschichtsbüchern wird der Mexikanisch-Amerikanische Krieg kaum erwähnt. Stattdessen dominieren Narrative von Expansion, Freiheit und Fortschritt. Die mexikanische Perspektive fehlt fast vollständig – ebenso wie die Anerkennung, dass ein Großteil der USA früher Mexiko war. Es ist eine kollektive Verdrängung, die bis heute politische Auswirkungen hat.
Wer heute über Grenzsicherung und Migration spricht, ignoriert oft, dass viele mexikanische Familien schon auf diesem Boden lebten, lange bevor die USA dort begannen, Grenzen zu ziehen. Diese historische Ironie ist nicht nur geopolitisch, sondern auch psychologisch relevant.
Die Auswirkungen bis heute: Was passiert, wenn Geschichte verschwiegen wird?
Obwohl ein Großteil der USA früher Mexiko war, spielt diese Tatsache in der kollektiven Identität der Vereinigten Staaten kaum eine Rolle. Das hat Konsequenzen – für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für politische Debatten und auch für die Wahrnehmung Mexikos auf internationaler Bühne.
In den Südstaaten leben Millionen von Menschen mit mexikanischen Wurzeln. Viele von ihnen stammen aus Familien, die schon lange vor dem Grenzübertritt der USA auf dem Gebiet lebten. In Städten wie Los Angeles, San Antonio oder Tucson sprechen Menschen Spanisch nicht als Fremdsprache, sondern als Erbschaft – und doch werden sie von Teilen der Gesellschaft bis heute als „Fremde“ wahrgenommen. Hier wirkt sich die historische Verdrängung unmittelbar auf das soziale Klima aus.
Der Blogartikel auf Domiversum über kulturelle Unterschiede zeigt eindrucksvoll, wie nationale Narrative oft nicht das Ganze widerspiegeln – und dass viele Vorurteile durch mangelndes Geschichtsbewusstsein verstärkt werden.
Identität, Nationalstolz und die Leerstelle im Narrativ
Die Vorstellung der USA als „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ steht im Widerspruch zur Geschichte des Raubes mexikanischer Territorien. Diese kognitive Dissonanz wird häufig durch ein gezieltes Auslassen unbequemer Wahrheiten aufgelöst. Man feiert den Pioniergeist, erwähnt aber nicht, dass dieser auf Kosten eines souveränen Nachbarlandes ging.
Während man die amerikanische Revolution von 1776 mit Stolz zelebriert, ist der Mexikanisch-Amerikanische Krieg eine Randnotiz. Die Folgen sind tiefgreifend: Sie führen dazu, dass viele Amerikaner keinen Bezug zur mexikanischen Geschichte haben – selbst dann nicht, wenn sie in Orten leben, die ursprünglich mexikanisch waren.
Diese historische Lücke lässt sich auch als „vergessene Identität“ bezeichnen. Wer erkennt, dass ein Großteil der USA früher Mexiko war, bekommt automatisch ein differenzierteres Bild – und das ist vielen politischen Strömungen unbequem.
Wie Mexiko den Verlust sieht: Zwischen Trauma und Selbstbehauptung
In Mexiko selbst ist der Verlust des Nordens bis heute ein kollektives Trauma. Der Begriff „La pérdida del norte“ (der Verlust des Nordens) ist Teil der Geschichtsbücher, der Kultur und der politischen Debatten. Viele Mexikaner betrachten die USA seitdem nicht nur als wirtschaftliche Großmacht, sondern auch als historischen Aggressor.
Dieser emotionale Faktor spielt auch in aktuellen Debatten eine Rolle – etwa beim Thema Migration, Wirtschaftskooperationen oder politischen Allianzen. Dass ein Großteil der USA früher Mexiko war, ist für viele kein historisches Detail, sondern eine offene Wunde.
In einem Beitrag über alternative Lebenskonzepte wird klar, dass viele Menschen in Mexiko dennoch neue Wege gehen – mit starkem Selbstbewusstsein und Rückbesinnung auf eigene Wurzeln.
Architektur, Sprache, Küche: Das kulturelle Erbe lebt weiter
Auch wenn der politische Einfluss Mexikos im Südwesten der USA geschwunden ist – das kulturelle Erbe lebt weiter. In Städten wie Santa Fe, El Paso, San Diego oder Phoenix begegnet man mexikanischer Kultur auf Schritt und Tritt: von der Bauweise der Häuser bis zur Straßenkunst, von der Küche bis zu den Feiertagen.
Ein Blick auf Mexidom zeigt, wie vielfältig und tief verankert mexikanische Lebensweise ist – nicht nur in Mexiko selbst, sondern eben auch in den USA. Ironischerweise boomt mexikanisches Essen in den Vereinigten Staaten – während gleichzeitig viele Latinos in prekären Arbeitsverhältnissen leben.
Der Widerspruch könnte größer kaum sein: Die Kultur wird gefeiert, die Menschen dahinter oft diskriminiert.
Die politische Gegenwart: Debatten um Grenzen, Mauern und Migration
Wenn heute über Grenzsicherung gesprochen wird, geht es selten um den historischen Kontext. Doch genau der ist zentral: Die Linie, die heute die USA von Mexiko trennt, wurde nach einem militärischen Sieg gezogen – nicht durch Verhandlungen zweier gleichberechtigter Partner.
Die Mauer an der Südgrenze steht symbolisch für diesen Konflikt. Sie ist nicht nur eine Grenzlinie, sondern auch ein psychologisches Monument der Abgrenzung – zwischen einem Land, das sich seiner Vergangenheit nicht stellt, und einem Nachbarn, der seine Identität behauptet.
In der Analyse über Grundstückspreise in Mexiko zeigt sich: Viele Menschen suchen gezielt Alternativen zu überteuerten US-Städten – auch, weil sie sich in Mexiko kulturell zugehöriger fühlen.
Was sagt diese Geschichte über Nationalmythen aus?
Dass ein Großteil der USA früher Mexiko war, stellt gängige Mythen infrage: etwa den vom leeren Westen, der nur darauf wartete, „zivilisiert“ zu werden. In Wahrheit lebten dort indigene Völker, spanische Missionare, mexikanische Bauern – lange vor dem ersten amerikanischen Siedler.
Die Vorstellung, dass Geschichte immer vom Sieger geschrieben wird, bestätigt sich hier eindrucksvoll. Doch mit dem Aufkommen unabhängiger Medien, Blogs wie Mexidom oder Initiativen wie Domiversum wird klar: Geschichte lässt sich neu erzählen. Vielschichtiger. Wahrhaftiger. Respektvoller.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Die Anerkennung, dass ein Großteil der USA früher Mexiko war, ist keine politische Forderung nach Rückgabe – sondern ein Schritt zu mehr Verständnis, Respekt und Gleichberechtigung. Wer die Geschichte kennt, begegnet seinem Nachbarn anders.
Vielleicht liegt gerade in der Wiederentdeckung dieser vergessenen Kapitel die Chance auf ein neues Miteinander – jenseits von Grenzzäunen und ideologischen Barrieren.