Die Geschichte Mexikos – Warum Mexikaner heute so sind, wie sie sind

Lesedauer 7 Minuten

Einleitung

Wer Mexiko wirklich verstehen will, darf sich nicht nur für seine Landschaften, sein Essen oder seine Strände interessieren. Die Seele dieses Landes liegt tiefer – sie ist geschmiedet aus Jahrhunderten von Kampf, Schmerz, Stolz und kultureller Verschmelzung. Die Geschichte Mexikos ist keine lineare Erzählung, sondern ein Mosaik aus Umbrüchen, Eroberungen, Widerstand, Rebellion und Wiedergeburt.

Von den ersten Hochkulturen über die brutale Kolonialherrschaft bis hin zur mexikanischen Revolution und der modernen Politik – jede Epoche hat Spuren hinterlassen. Spuren, die heute noch im Charakter des mexikanischen Volkes sichtbar sind: in seiner Herzlichkeit, seiner Misstrauensbereitschaft gegenüber Autoritäten, seiner unglaublichen Anpassungsfähigkeit und seinem tief verwurzelten Gemeinschaftsgefühl.

In diesem Artikel werfen wir einen umfassenden Blick auf die Geschichte Mexikos – nicht als leere Aufzählung von Daten, sondern als Wegweiser zum Verstehen. Denn wer weiß, woher ein Volk kommt, versteht auch, warum es so handelt, wie es handelt. Und genau das macht Mexiko zu einem der faszinierendsten Länder der Welt.

Die Anfänge: Frühe Kulturen und erste Zivilisationen

Olmeken – Die Mutterkultur Mesoamerikas

Die frühesten belegbaren Hochkulturen Mexikos entstanden lange vor den Mayas oder Azteken. Bereits um 1500 v. Chr. lebten im heutigen Bundesstaat Veracruz die Olmeken – sie gelten als „Mutterkultur“ Mesoamerikas. Riesige Steinköpfe, fortgeschrittene Astronomie und religiöse Symbolik lassen darauf schließen, dass diese Gesellschaft eine zentrale Rolle in der Frühgeschichte Mexikos spielte.

Die Olmeken begründeten grundlegende Konzepte wie das Kalendersystem, das Ballspiel und die hierarchische Organisation, die später von fast allen mesoamerikanischen Völkern übernommen wurden.

Teotihuacán – Die erste Megastadt Amerikas

Blick von der Mondpyramide über Teotihuacán – Zeugnis der frühen Hochkulturen in der Geschichte Mexikos.

Nördlich von Mexiko-Stadt entstand zwischen 100 und 600 n. Chr. die Stadt Teotihuacán, mit über 100.000 Einwohnern eine der größten Städte der damaligen Welt. Die Pyramiden der Sonne und des Mondes sowie das ausgeklügelte Straßensystem sind bis heute beeindruckend. Die Identität der Erbauer ist bis heute ungeklärt – doch ihr Einfluss auf die Geschichte Mexikos ist unumstritten.

Maya – Wissenschaft, Schrift und Kosmos

Die Maya beherrschten große Teile Südostmexikos, Guatemalas und Honduras. Ihre Blütezeit lag zwischen 300 und 900 n. Chr. Anders als die Olmeken waren sie Schriftkundige: Die Mayas entwickelten eine komplexe Hieroglyphenschrift, betrieben Astronomie auf höchstem Niveau und errichteten Städte wie Palenque, Tikal und Chichén Itzá.

Ihre Gesellschaft war hierarchisch, religiös geprägt und stark an kosmischen Zyklen orientiert. Viele ihrer Erkenntnisse wurden später durch die spanische Inquisition unterdrückt oder zerstört.

Tolteken, Zapoteken und Mixteken

Zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert traten Völker wie die Tolteken und Mixteken hervor. Die Tolteken gelten als Vorläufer der Azteken, ihre Hauptstadt Tula war ein Zentrum für Militär und Religion. Die Zapoteken hingegen bauten Städte wie Monte Albán, wo noch heute eindrucksvolle Ruinen zu sehen sind.

Diese Kulturen prägten besonders das zentrale Hochland und Oaxaca – Regionen, die auch heute noch kulturell eigenständig sind. Mexidom berichtet regelmäßig über Gegenden, in denen indigene Identität bis heute aktiv gelebt wird.

Die Azteken und der Untergang eines Weltreichs

Aufstieg der Mexica

Um 1325 gründeten die Mexica, später bekannt als Azteken, ihre Hauptstadt Tenochtitlán auf einer Insel im Texcoco-See – dem heutigen Mexiko-Stadt. Sie errichteten ein hochentwickeltes Reich mit einem ausgeklügelten Tributsystem, Tempelpyramiden, Marktstrukturen und einer Religion, die auf Opferungen basierte.

Tenochtitlán wuchs auf mehrere Hunderttausend Einwohner an und war zur Zeit der spanischen Ankunft eine der größten Städte der Welt.

Hernán Cortés und die Conquista

Hernán Cortés trifft auf Montezuma – symbolischer Moment in der Geschichte Mexikos während der spanischen Eroberung.

1519 landete Hernán Cortés an der Ostküste Mexikos. Innerhalb von zwei Jahren eroberte er mit nur wenigen Hundert Soldaten das gewaltige Aztekenreich – mit Unterstützung verbündeter indigener Gruppen, die unter der Herrschaft der Azteken litten. Der Fall Tenochtitláns 1521 markiert den Beginn der Kolonialzeit in der Geschichte Mexikos.

Die brutale Eroberung, eingeschleppte Krankheiten und die Zerschlagung der sozialen Ordnung führten zum Zusammenbruch der mesoamerikanischen Welt.

Koloniales Mexiko – Unterwerfung, Mission und Vermischung

Vizekönigreich Neuspanien

Von 1521 bis 1821 war Mexiko das Zentrum des Vizekönigreichs Neuspanien, regiert von Spanien. Kirchen, Klöster, Minen und Plantagen wurden aufgebaut. Die indigene Bevölkerung wurde versklavt, zwangschristianisiert und unterdrückt – aber nicht ausgelöscht.

Eine neue Gesellschaft entstand: die Mestizen, Nachfahren von Indigenen und Spaniern, wurden zur Bevölkerungsmehrheit. Diese Mischung aus indigener Wurzel und spanischem Einfluss ist bis heute zentral für die mexikanische Identität.

Gold, Silber und Missionierung

Mexiko wurde zur Hauptquelle für spanisches Silber. Städte wie Zacatecas und Guanajuato boomten – auf Kosten indigener Arbeitskräfte. Gleichzeitig breiteten sich katholische Missionen aus – etwa durch die Franziskaner und Jesuiten.

Die bis heute tief verankerte Religiosität vieler Mexikaner ist eine Folge dieser Zeit, ebenso wie das Misstrauen gegenüber staatlicher Autorität – denn viele Kämpfe der Indigenen gegen die Kolonialmacht wurden unterdrückt.

Vom Unabhängigkeitskampf zur Gegenwart – Brüche, Revolutionen und der Kampf um Identität

Der lange Weg zur Unabhängigkeit

Die Geschichte Mexikos nahm mit dem Ende der Kolonialzeit eine dramatische Wendung. Anfang des 19. Jahrhunderts brodelte es unter der Oberfläche. Die Kreolen – also in Mexiko geborene Spanier – sowie Teile der indigenen Bevölkerung waren unzufrieden mit der spanischen Krone, die sie politisch entmündigte und wirtschaftlich ausbeutete. Am 16. September 1810 rief Miguel Hidalgo in Dolores zum Aufstand auf. Dieser Moment gilt als Geburtsstunde der mexikanischen Unabhängigkeitsbewegung und ist ein Schlüsselerlebnis in der Geschichte Mexikos.

Nach mehr als zehn Jahren Krieg erklärte sich Mexiko 1821 für souverän. Doch statt Frieden folgte Chaos: Innerhalb weniger Jahre wechselten sich unterschiedliche Staatsformen ab – vom Kaiserreich unter Agustín de Iturbide zur Republik, dann zur Diktatur. Mexikos junge Nation war von Instabilität, Putschversuchen und regionalen Aufständen gezeichnet. Die Geschichte Mexikos blieb unruhig.

Territoriale Verluste und nationale Traumata

Historische Karte zur Geschichte Mexikos mit ursprünglichem Staatsgebiet im Jahr 1835 vor dem Verlust von Texas und Kalifornien.

Die 1830er- und 1840er-Jahre markierten eine Phase schwerer territorialer Verluste. 1836 erklärte sich Texas für unabhängig und wurde später von den USA annektiert. Es folgte der Mexikanisch-Amerikanische Krieg (1846–1848), der mit dem Vertrag von Guadalupe Hidalgo endete: Mexiko musste mehr als die Hälfte seines Territoriums abtreten – darunter Kalifornien, Arizona, Nevada, Utah und Teile von Colorado und New Mexico.

Dieses Trauma hat tiefe Spuren im kollektiven Gedächtnis hinterlassen. Viele Mexikaner empfinden diese Zeit bis heute als Symbol für Demütigung und Ungerechtigkeit. Die Geschichte Mexikos ist deshalb nicht nur eine Abfolge politischer Ereignisse, sondern auch ein Spiegel nationaler Gefühle.

Französische Intervention und nationale Selbstbehauptung

1861 wurde Mexiko erneut zum Spielball ausländischer Interessen: Frankreich besetzte das Land unter Napoleon III. und setzte Maximilian von Habsburg als Kaiser ein. Doch die Mexikaner leisteten Widerstand. Der 5. Mai 1862, als mexikanische Truppen in der Schlacht bei Puebla ein französisches Heer besiegten, ist bis heute ein Nationalfeiertag – bekannt als „Cinco de Mayo“. 1867 wurde Maximilian hingerichtet. Die Geschichte Mexikos war wieder einmal von Kampf gegen Fremdherrschaft geprägt.

Das Porfiriat – Stabilität, Fortschritt und soziale Spaltung

Von 1876 bis 1911 regierte Porfirio Díaz mit Unterbrechungen das Land. Diese Periode, bekannt als das Porfiriat, brachte wirtschaftlichen Fortschritt: Eisenbahnen, Industrialisierung, Urbanisierung. Doch der Preis war hoch: Die soziale Ungleichheit nahm zu, viele Landarbeiter verloren ihre Rechte, die indigene Bevölkerung wurde systematisch marginalisiert. Die Geschichte Mexikos zeigt hier exemplarisch, wie Fortschritt ohne Teilhabe zur Explosion führt.

Die Mexikanische Revolution und die Geburt des modernen Mexikos

Wandgemälde zur Mexikanischen Revolution mit Emiliano Zapata – prägend für die moderne Geschichte Mexikos.

1910 brach die Mexikanische Revolution aus – ein Jahrzehnt des Blutvergießens, in dem Figuren wie Emiliano Zapata, Pancho Villa und Venustiano Carranza die politische Landschaft prägten. Es ging um Landreform, soziale Gerechtigkeit und politische Teilhabe. 1917 entstand eine neue Verfassung, die viele progressive Elemente enthielt – darunter das Recht auf Bildung, Arbeitsschutz und Säkularisierung. Diese Verfassung ist bis heute Grundlage des mexikanischen Staates und ein Meilenstein in der Geschichte Mexikos.

Einparteienherrschaft und Staatskontrolle

Nach dem Ende der Revolution etablierte sich die Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI), die Mexiko bis zum Jahr 2000 ununterbrochen regierte. Diese „Einparteienherrschaft“ war geprägt von einer Mischung aus Stabilität, Korruption und Repression. Ereignisse wie das Massaker von Tlatelolco 1968, bei dem hunderte Studenten von Militärkräften getötet wurden, zeigen die dunkle Seite dieser Ordnung. Gleichzeitig ermöglichte sie Jahrzehnte relativer Ruhe und wirtschaftlichen Ausbaus.

Die PRI schuf ein System, das tief in alle gesellschaftlichen Bereiche eindrang. Noch heute ist die Erinnerung an diese Zeit lebendig – sei es im politischen Misstrauen vieler Bürger oder im Fortbestehen klientelistischer Strukturen.

Demokratisierung, Drogenkrieg und gesellschaftlicher Wandel

Erst im Jahr 2000 kam es zum historischen Machtwechsel: Vicente Fox von der PAN-Partei gewann die Präsidentschaft – ein Meilenstein in der Geschichte Mexikos. Die folgenden Jahre brachten mehr Pluralismus, aber auch neue Probleme. Besonders der seit 2006 eskalierende „Drogenkrieg“ hat das Land destabilisiert. Zehntausende Menschen sind verschwunden oder ermordet worden, das Vertrauen in staatliche Institutionen ist vielerorts zerbrochen.

Die Wahl von Claudia Sheinbaum zur Präsidentin im Jahr 2024 markiert einen erneuten Wandel: Sie ist die erste Frau im höchsten Amt des Landes und steht für einen sozialpolitischen Kurs, der viele Hoffnungen weckt, aber auch skeptisch beobachtet wird. Ihre Politik wird zeigen, ob sie den historischen Ballast in Richtung Zukunft wenden kann. Die Geschichte Mexikos ist jedenfalls noch lange nicht abgeschlossen.

Mehr über gesellschaftliche Eigenarten Mexikos findest du hier oder im Artikel über Sicherheit an der Riviera Maya.

Fazit: Die Geschichte Mexikos erklärt die mexikanische Seele

Die Geschichte Mexikos ist kein abstrakter Zeitstrahl. Sie ist der Schlüssel zum Verständnis einer Nation, die immer wieder gefallen ist – und doch jedes Mal neu aufgestanden ist. Von den ersten Hochkulturen über die Kolonialisierung, vom Revolutionär zum Staatsapparat, vom Fremdgesteuerten zum Selbsterneuerer – Mexiko hat in seiner Geschichte alles erlebt, was eine Gesellschaft prägt: Unterdrückung, Aufbruch, Verrat, Stolz, Schmerz und Hoffnung.

Wenn Mexikaner heute so tief verankert in Familie und Gemeinschaft leben, wenn sie gegenüber Politikern misstrauisch sind, wenn sie sich in improvisierter Genialität selbst helfen – dann hat all das seinen Ursprung in den vergangenen Jahrhunderten. Die Geschichte Mexikos ist im Alltag der Menschen sichtbar: im Straßenverkauf, in der Musik, im Humor, in der Vorsicht und in der Wärme.

Wer dieses Land verstehen will, muss seine Vergangenheit kennen. Nur dann erkennt man, warum Mexiko nicht nur schön, sondern auch so lebendig, widersprüchlich und menschlich ist.

Wer sich intensiver mit der Geschichte Mexikos auseinandersetzen möchte, findet auch auf Deutsch seriöse, fundierte Quellen. Die wichtigsten Etappen – von den Hochkulturen über Kolonialherrschaft und Revolution bis zur Gegenwart – sind gut dokumentiert und wissenschaftlich aufgearbeitet.

Einen hervorragenden Überblick bietet das Auswärtige Amt, das die politische Geschichte Mexikos kompakt und verlässlich zusammenfasst – von der vorspanischen Zeit über die spanische Eroberung bis zur demokratischen Entwicklung des 21. Jahrhunderts.

Die Bundeszentrale für politische Bildung stellt in ihrem Dossier „Mexiko – Land im Umbruch“ eine Vielzahl tiefgehender Artikel zur Verfügung, die nicht nur die mexikanische Revolution und das PRI-Regime analysieren, sondern auch die aktuelle politische Lage, Korruption und Drogenkrieg im historischen Kontext beleuchten.

Einen kulturell-historischen Zugang vermittelt auch die Deutsche Welle mit einem anschaulichen Beitrag über die mexikanische Revolution. Der Artikel zeigt, warum dieses Ereignis so prägend für das kollektive Gedächtnis der Mexikaner ist und welche Langzeitwirkungen es bis heute entfaltet.

Diese deutschsprachigen Quellen belegen: Die Geschichte Mexikos ist nicht nur reich an Umbrüchen und Kämpfen, sondern auch der Schlüssel zum Verständnis von Kultur, Politik und Gesellschaft in der heutigen Zeit.

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