Mexikanische Tamales – Tradition, Geschichte und kulinarisches Erbe

Lesedauer 4 Minuten

Ursprung und Geschichte der mexikanischen Tamales

Mexikanische Tamales sind weit mehr als nur ein Gericht – sie sind ein jahrtausendealtes Kulturgut. Ihre Ursprünge reichen bis zu den Azteken und Mayas zurück, die bereits gefüllte Maisteigpäckchen als nahrhafte Verpflegung für Krieger, Reisende und Götteropfer kannten. Archäologische Funde und frühe Chroniken zeigen, dass Tamales Teil zeremonieller Feste und religiöser Riten waren – besonders bei Ritualen zu Ehren von Göttern wie Xipe Totec oder Tlazolteotl.

Das Wort „Tamalli“ stammt aus der Nahuatl-Sprache und bedeutet schlicht „eingewickelt“. Diese Einfachheit täuscht jedoch, denn die Zubereitung ist hochkomplex. Während der Kolonialzeit verschmolzen indigene Zutaten wie Mais, Bohnen, Kürbis und Chilis mit neuen Einflüssen aus Europa – etwa Fleisch, Rosinen oder Oliven. Aus dieser Fusion entstand die Vielfalt, die mexikanische Tamales bis heute auszeichnet.

Vielfältige Formen und Füllungen

Je nach Region und Festtag unterscheiden sich Füllungen, Hüllen und sogar die Kochtechnik. In Zentralmexiko sind Tamales meist in Maisblätter gehüllt und mit Mole, Hähnchen oder Käse gefüllt. In Oaxaca oder Chiapas hingegen kommen oft Bananenblätter zum Einsatz, was den Tamales eine besonders feuchte, fast geschmorte Konsistenz verleiht.

Typische Varianten sind:

  • Tamales verdes: mit grüner Tomatensauce und Hühnerfleisch
  • Tamales rojos: mit roter Chilisauce und Schweinefleisch
  • Tamales dulces: süß, oft mit Rosinen, Anis oder rosa gefärbtem Teig
  • Tamales de elote: aus frischem Mais, oft vegetarisch

Auch die Umgarnung mit Ritualen ist fest verankert: Am „Día de la Candelaria“ (2. Februar), bei Taufen, Hochzeiten oder an Totengedenktagen sind Tamales das zentrale Element auf dem Tisch – oft neben Atole, einem warmen Maisgetränk. Wer an Dreikönigskuchen das Figürchen findet, muss laut Brauch am 2. Februar mexikanische Tamales für alle servieren – ein Ritual, das sich über Generationen erhalten hat.

Wann und wo isst man Tamales in Mexiko?

In Mexiko sind Tamales ein allgegenwärtiges Frühstück, ein Festtagsgericht und ein Symbol für familiären Zusammenhalt. Schon früh am Morgen hört man in mexikanischen Straßen das charakteristische Rufen der Tamal-Verkäufer: “¡Hay tamales oaxaqueños, tamales calientitos!” In Großstädten wie Mexiko-Stadt werden täglich Millionen Tamales konsumiert – zum Frühstück, bei Geburtstagen oder einfach unterwegs. Laut Schätzungen der INEGI zählt Tamal-Verkauf zu den wichtigsten informellen Wirtschaftsaktivitäten Mexikos.

Für viele Mexikaner ist der Tamal eine emotionale Erinnerung an Zuhause. Er steht für warme Küchen, gedämpften Topfduft und das gemeinsame Einwickeln mit Tanten, Großmüttern und Nachbarn. Der Herstellungsprozess dauert oft einen ganzen Tag und ist zugleich soziales Ereignis und Familienzusammenkunft. Dabei wird nicht nur gekocht – es wird erzählt, gelacht und überliefert.

Die Bedeutung von mexikanischen Tamales im kulturellen Gedächtnis

Mexikanische Tamales sind mehr als nur Essen – sie sind kulturelle Identität. Ihr tief verwurzelter Stellenwert hat ihnen längst einen festen Platz in Literatur, Musik und Film verschafft. In Werken von Laura Esquivel bis Elena Poniatowska tauchen Tamales als Symbol von Erinnerung und Sinnlichkeit auf. Auch in mexikanischen Museen, etwa im Museo Nacional de Culturas Populares, wird ihre Bedeutung dokumentiert und gefeiert.

Gleichzeitig sind Tamales ein Zeichen des Widerstands: Trotz jahrhundertelanger kolonialer Unterdrückung und Globalisierung behauptet sich der Tamal als fester Bestandteil des Alltags. Sogar während der Covid-Pandemie entstanden neue Lieferdienste und Online-Workshops, um die Kunst des Tamal-Machens lebendig zu halten – unter anderem durch Initiativen wie Tamalli, die auch ins Ausland versenden.

Mexikanische Tamales selbst gemacht – das Rezept für deine Küche

Die Zubereitung von mexikanischen Tamales ist kein Schnellgericht, aber sie lohnt sich in jeder Hinsicht – geschmacklich, kulturell und als gemeinschaftliches Erlebnis. Mit etwas Vorbereitung lassen sie sich auch in Deutschland gut nachkochen. Viele Zutaten sind inzwischen in gut sortierten Asia- oder Lateinamerika-Läden erhältlich. Wichtig ist vor allem die Wahl des richtigen Maismehls: Es muss Masa Harina (nixtamalisiertes Maismehl) sein, nicht gewöhnliches Maismehl oder Polenta.

Mexikanische Tamales auf einem Teller geöffnet und mit einem Löffel serviert
Servierte mexikanische Tamales – der Geschmack Mexikos auf dem Teller

Zutaten für etwa 15 Tamales

Für den Teig:

  • 500 g Masa Harina (z. B. von Maseca oder PAN)
  • 200 g weiche Schweineschmalz oder (alternativ) Kokosfett
  • 1 TL Backpulver
  • 1 TL Salz
  • ca. 500 ml warme Hühner- oder Gemüsebrühe

Für die Füllung (klassisch grün):

  • 400 g gegartes Hähnchenfleisch (z. B. aus Hähnchenbrust oder -keule)
  • 4 Tomatillos (ersatzweise grüne Tomaten mit etwas Limettensaft)
  • 1 grüne Chili (z. B. Jalapeño oder Serrano)
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 kleine Zwiebel
  • Salz, Koriandergrün nach Geschmack

Außerdem:

  • Ca. 20 getrocknete Maisblätter (Hojas para Tamales) – in warmem Wasser 30 Minuten einweichen
  • Dampfkochtopf oder großer Topf mit Dämpfeinsatz

Schritt-für-Schritt-Anleitung

  1. Maisblätter vorbereiten Die getrockneten Blätter in heißem Wasser einweichen, bis sie biegsam sind. Anschließend gut abspülen und abtropfen lassen.
  2. Füllung zubereiten Die Tomatillos (oder grünen Tomaten) mit Zwiebel, Chili und Knoblauch kurz kochen und dann pürieren. In einem Topf mit etwas Öl anbraten, salzen und Koriander hinzugeben. Das zerrupfte Hähnchenfleisch einrühren und einige Minuten köcheln lassen, bis die Masse leicht eindickt.
  3. Teig zubereiten Das Schmalz schaumig schlagen (Handmixer oder Holzlöffel). Masa Harina, Backpulver und Salz in einer Schüssel mischen. Nach und nach die warme Brühe zugeben und gut durchkneten, bis ein geschmeidiger, streichfähiger Teig entsteht. Am Ende das Schmalz unterheben – die Masse sollte locker, aber nicht zu weich sein.
  4. Tamales formen Ein Maisblatt auslegen, 2–3 EL Teig auf die Mitte streichen (etwa in der Größe einer Handfläche). In die Mitte 1–2 EL Füllung geben, dann das Blatt seitlich und von unten einklappen. Das obere Ende bleibt meist offen oder wird leicht umgeknickt.
  5. Dämpfen Die Tamales mit der offenen Seite nach oben in einen Dämpfeinsatz stellen. Etwas Wasser in den Topf füllen (unter dem Einsatz). Zugedeckt bei mittlerer Hitze ca. 60–90 Minuten dämpfen. Bei Bedarf Wasser nachfüllen. Der Teig ist fertig, wenn er sich leicht vom Blatt löst.
  6. Servieren Die Tamales heiß servieren – mit Salsa Verde, Mole oder einfach pur. Dazu passt Atole, Café de Olla oder ein kaltes Bier.

Tipps und Varianten für Deutschland

Viele Zutaten für mexikanische Tamales sind heute über spezialisierte Online-Shops erhältlich. Plattformen wie Chili-Bros.de oder Picado Mexican führen Masa Harina, Tomatillos im Glas, getrocknete Maisblätter und mexikanische Chilis.

Wer vegetarisch kochen möchte, kann die Füllung durch gebratenes Gemüse, Bohnenpüree oder Käse mit Salsa ersetzen. Auch süße Varianten lassen sich einfach umsetzen: Statt Brühe verwendet man dann Milch, gibt Zucker, Zimt und Rosinen zum Teig und ersetzt die Füllung durch Marmelade, Schokostücke oder Dulce de Leche.

Für den Dämpfeinsatz genügt oft ein einfacher Siebeinsatz aus Edelstahl oder ein Bambusdämpfer. Wichtig ist nur, dass die Tamales nicht direkt im Wasser liegen.

Warum Tamales mehr sind als ein Rezept

Wer einmal mexikanische Tamales selbst zubereitet hat, versteht schnell: Es geht nicht nur ums Essen. Es geht um Zeit, Hingabe und das Weitergeben von Geschichte. In Mexiko ist es üblich, dass mehrere Generationen zusammenkommen, um Tamales herzustellen – stundenlang, oft unter Geschichten, Musik und Gelächter. Dieses Erlebnis lässt sich auch in der deutschen Küche schaffen – sei es für ein mexikanisches Dinner mit Freunden oder ein Festessen mit der Familie.

Wer Lust auf mehr mexikanische Gerichte hat, findet im Artikel „Mexikanische Pozole“ auf Mexidom ein weiteres traditionelles Rezept mit kulturellem Tiefgang.


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